8 Arten von Kapital laut Permakultur

„Was, wenn unser Finanzsystem eher wie ein Ökosystem aussehen würde?“

Geld ist nicht die einzige Kapitalform, die die menschliche Wirtschaft antreibt.

nach einem Text von Ethan Roland & Gregory Landua

Finanzielle Permakultur

Finanzielle Permakultur geht über den traditionellen Ökonomie-Ansatz hinaus und stellt die Frage:

Wie würde es aussehen, wenn wir das globale Finanzsystem nach den Prinzipien der Permakultur neu gestalten würden?

Wir sprechen immer wieder über Geld, als ob es die einzige Form von Kapital wäre.

Obwohl wir weitaus mehr Dingen einen bestimmten Wert zusprechen.

Die acht Kapitalformen über die wir in diesem Artikel sprechen, machen deutlich, dass Geld nicht die einzige Kapitalform ist, die um uns herum und durch uns fließt.

Sie erweitern die Konzepte von Reichtum (und Armut) um die wertvollen Ressourcen persönlicher Verbindungen, natürlicher Ressourcen, Land, Wissen, Erfahrung und mehr.

Das Oxford American Dictionary definiert Kapital als „Reichtum in Form von Geld oder anderen Vermögenswerten“ und eine „wertvolle Ressource einer besonderen Art“.

Was sind also diese „anderen Vermögenswerte“?

8 Formen von Kapital

Ein Beispiel:

Ein Bürgermeister in einer Kleinstadt könnte etwas Geld (Finanzkapital) haben.

Ein guter Bürgermeister hätte wahrscheinlich auch viele Freunde in der Stadt und einen gewissen Einfluss (Sozialkapital).

Der studierte Wirtschaftswissenschaftler kennt die Börse bestens.

Er/sie verwendet dieses intellektuelle Kapital, um mehr Geld (Finanzkapital) zu generieren, um eine Wiederwahlkampagne durchzuführen, in der er/sie daran arbeitet, Finanzkapital in mehr soziales Kapital in der Stadt umzuwandeln.

1.Soziales Kapital

Einfluss und Verbindungen sind Sozialkapital. Eine Person oder ein Unternehmen, das über „gutes Sozialkapital“ verfügt, kann um Gefälligkeiten bitten, Entscheidungen beeinflussen und effizient kommunizieren.

2.Materielles Kapital

Nicht lebende physische Objekte bilden materielles Kapital.

Rohe und verarbeitete Ressourcen wie Stein, Metall, Holz und fossile Brennstoffe werden miteinander kombiniert, um anspruchsvollere Materialien oder Strukturen zu schaffen.

Moderne Gebäude, Brücken und andere Infrastrukturelemente sowie Werkzeuge, Computer und andere Technologien sind komplexe Formen von materiellem Kapital.

3.Finanzielles Kapital

Als Gesellschaft sind wir am besten mit Finanzkapital vertraut: Geld, Währungen, Wertpapiere und andere Instrumente des globalen Finanzsystems.

Die heutige globale Gesellschaft konzentriert sich enorm auf Finanzkapital. Es ist unser wichtigstes Instrument für den Austausch von Waren und Dienstleistungen mit anderen Menschen.

Es kann ein mächtiges Instrument zur Unterdrückung ODER Befreiung sein.

4.Lebendiges Kapital

Lebendiges Kapital ist wenn du deinen Reichtum in Hektar, Hufe und Gramm messen kannst.

Lebendiges Kapital besteht aus den Tieren, Pflanzen, dem Wasser und dem Boden unseres Landes – der wahren Grundlage des Lebens auf unserem Planeten.

Das Permakultur-Design lehrt uns die Prinzipien und Praktiken für die effiziente Schaffung von lebendigem Kapital.

Permakultur ermutigt uns, die Fülle des lebendigen Kapitals zu teilen, anstatt den immateriellen „Reichtum“ des Finanzkapitals.

5.Intellektuelles Kapital

Intellektuelles Kapital lässt sich am besten als „Wissens-Vermögenswert” beschreiben.

Der Großteil des derzeitigen globalen Bildungssystems konzentriert sich auf die Vermittlung von intellektuellem Kapital – es ist eine nützliche Form von Kapital für die Schaffung widerstandsfähiger und blühender Gemeinschaften.

Intellektuelles Kapital zu besitzen wird als der sicherste Weg zum „Erfolg“ angepriesen.

Beispielsweise ist „ein Studium“ in erster Linie ein Austausch von finanziellem Kapital gegen intellektuelles Kapital. Es soll die Menschen auf den Rest ihres Lebens in der Welt vorbereiten.

6. Erfahrungskapital

Wir sammeln Erfahrungskapital, indem wir tatsächlich Projekte in unserer Gemeinschaft organisieren, ein Strohballenhaus bauen oder ein Permakultur-Design fertigstellen.

Der effektivste Weg, etwas zu lernen, ist die Kombination aus intellektuellem und Erfahrungskapital. Erfahrungsbasiertes Lernen ist für das effektive Funktionieren in der Welt unerlässlich ist.

7.Spirituelles Kapital

Spirituelles Kapital enthält Aspekte von intellektuellem und erfahrungsbezogenen Kapital, ist jedoch tiefer, persönlicher und weniger quantifizierbar.

Die meisten Religionen der Welt beinhalten das Konzept der „großen Kette des Seins“, ein Verständnis der Existenz, bei dem spirituelle Errungenschaften (in diesem Kontext die Ansammlung von spirituellem Kapital) zu verschiedenen Seinsebenen führen.

Beim spirituellen Kapital kommt wieder das Konzept ins Spiel, dass Kapital in Form von Eigenkapital (Sammeln positiver spiritueller Erfahrungen/Verständnisse/Errungenschaften) ODER in Form von Schulden vorliegen kann.

In einigen Maya-Kulturen (wie den Tzutujil des Lago Atitlan) besteht ein grundlegendes Verständnis darin, dass Menschen der großartigen Schönheit und Komplexität des Lebens eine „spirituelle Schuld“ schulden.

Nach dieser Weltanschauung besteht das Ziel des Lebens darin, Werke von unaussprechlicher Schönheit und Dankbarkeit zu schaffen und damit die spirituelle Schuld gegenüber der Existenz zu begleichen.

Die Tzutujil erkennen auch an, dass einzelne Menschen niemals wirklich effektiv Kapital ansammeln und fließen lassen können, wenn sie von ihrer Gemeinschaft getrennt sind.

8.Kulturelles Kapital

Alle anderen Formen von Kapital können von Einzelpersonen kreiert und besessen werden, aber kulturelles Kapital kann nur von einer Gemeinschaft von Menschen angesammelt werden.

Kulturelles Kapital beschreibt die Kunstwerke und Theaterstücke, die Lieder, die jedes Kind lernt, die Möglichkeit, zu Erntefeiern oder einem religiösen Feiertag zusammenzukommen.

Diese 8 Kapitalformen bieten Artikulation, um den Wert gesunder Böden und gesunder Gemeinschaften Menschen zu vermitteln, die in der aktuellen Denkweise des globalen Kapitalismus versunken sind, in der Finanzkapital die einzige Realität ist.

Die Idee ist, dass wenn ich einen Kurs abhalte mehr als nur finanzielles Kapital gewinne:

  • Soziales Kapital: Durch die Verbindungen gewinne ich soziales Kapital, dass ich zukünftig für mich arbeiten lassen kann indem ich mit den Leuten kollaboriere und so vor deren Audience komme.

  • Intellektuelles Kapital: 1. Kreiere ich Intellectual Property, dass ich zukünftig immer wieder verkaufen kann und 2. sorge ich für die Verbreitung und Weitergabe von Wissen

  • Erfahrungskapital: Wie das Sprichwort “When you teach, you learn twice” bereits sagt – wenn ich unterrichte, integriere und lerne ich das theoretische Material nochmal auf ganz neue Art & Weise

  • Kulturelles Kapital: Durch das Zusammenbringen von Gleichgesinnten kreiere ich eine Community & eine Plattform für Austausch

Dieses Maß an Klarheit kann ändern wie wir als öko-sozial orientierte Entrepreneur:innen Entscheidungen treffen. Es verändert was wir als Return on Investment in unserem Business verstehen.

Das gesagt: Der Zu- und Abfluss von finanziellen Kapital muss nichtsdestotrotz in Relation stehen.

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